Bonn/Boston, 12. März 2023. Auch wenn Initiativen zu Nachhaltigkeits- und ESG-Themen noch längst nicht in allen Unternehmen als besonders relevant eingestuft werden: In 90 Prozent der Firmen gibt es solche Programme – und deren Bedeutung hat im Vergleich von 2022 zu 2023 klar zugenommen. Allerdings befassen sich nur 55 Prozent mit konkreten Initiativen für mehr IT-Nachhaltigkeit. Auch bei Entscheidungen über das Applikations-Portfolio spielt Nachhaltigkeit nur in der Hälfte der Unternehmen eine entscheidende Rolle. Unabhängig davon, welche ESG-Maßnahmen bereits implementiert oder geplant sind, scheint es viel Unsicherheit in Bezug auf gesetzliche Vorgaben zu geben: Lediglich 40 Prozent halten ihr Unternehmen für gut vorbereitet auf die Einhaltung von ESG-Richtlinien. Woran mag das liegen? Der LeanIX IT Sustainability & ESG Survey zeigt, dass in zwei Drittel der Firmen drei und mehr Abteilungen in ESG-Initiativen involviert sind. Um regulatorische Vorgaben systematisch anzugehen, müssen also verschiedene Teams eng zusammenarbeiten und auf dieselben Informationen zugreifen können. Doch die Unterstützung durch Enterprise Architekten, die eine solche gemeinsame Datenbasis bereit stellen können, ist in 40 Prozent der Firmen bislang nicht gefragt. Wenig erstaunlich, dass mehr als die Hälfte der Befragten die Einbindung dieser Spezialisten als zu gering bewertet.
Zum kostenfreien Download des detaillierten Studienreports
Die Analysten von Gartner zählen nachhaltige Technologien zu den wichtigsten strategischen Technologie-Trends 2024 und gehen davon aus, dass bis 2027 bei einem Viertel der CIOs das persönlich Einkommen auch an das Engagement für dieses Thema gekoppelt sein wird. Wo aber stehen internationale Unternehmen in punkto Nachhaltigkeit und ESG-Initiativen bislang?
Für den LeanIX IT Sustainability & ESG Survey hat das zu SAP gehörende Software-Unternehmen LeanIX im Jahr 2023 insgesamt 177 IT-Experten aus seinem globalen Kundenportfolio online befragt. 73 Prozent arbeiten für Unternehmen mit Sitz in Europa, weitere 18 Prozent in US-amerikanischen Unternehmen. Die Befragten kommen aus verschiedenen Branchen und verteilen sich gleichmäßig auf Firmen unterschiedlicher Größe, wobei 40 Prozent in Organisationen mit über 10.000 Mitarbeitenden beschäftigt sind. Den größten Anteil an der Stichprobe machen mit 78 Prozent Enterprise Architekten aus.
90 Prozent der Befragten berichten über aktuelle ESG-Maßnahmen, wobei Umweltfragen in drei Viertel der Fälle die höchste Priorität haben. In der Hälfte der Firmen wird den Initiativen große Bedeutung beigemessen, in 30 Prozent werden sie jedoch als nicht relevant bewertet.
Es ist allerdings zu erwarten, dass die Bedeutung dieser Themen in Unternehmen zunimmt. Bereits jetzt geben 80 Prozent an, dass Nachhaltigkeits- und ESG-Initiativen im Vergleich von 2022 zu 2023 wichtiger oder sehr viel wichtiger geworden sind.
Auch wenn sich fast alle mit ESG-Themen befassen, so geben doch nur 55 Prozent der Unternehmen an, dass dazu auch konkrete Initiativen für IT-Nachhaltigkeit gehören. Hinzu kommt, dass sich zwei Drittel der Firmen zum Zeitpunkt der Befragung noch in der Planungsphase dieser Aktivitäten befanden und diese noch nicht implementiert waren. Drei Initiativen werden von etwa 60 Prozent der Befragten gleich häufig genannt:
Auch wenn ein Unternehmen aktuell keine dezidierten Programme in diesem Bereich durchführt: Spielt der Faktor Nachhaltigkeit bei der Gestaltung des Applikationsportfolios grundsätzlich eine Rolle? Es zeigt sich ein sehr ähnliches Bild: IT-Nachhaltigkeit stellt auch hier nur für die Hälfte der Unternehmen ein relevantes Entscheidungskriterium dar, während 22 Prozent angeben, dass das Thema außen vor bleibt.
IT-Nachhaltigkeit mag bei manchen nicht vorne auf der Agenda stehen, weil die IT am CO2-Fußabdruck der eigenen Organisation nur einen geringen Anteil ausmacht – beispielsweise in Unternehmen aus emissionsstarken Branchen. Man muss aber festhalten, dass die IT insgesamt drei Prozent der weltweiten CO2-Emissionen verursacht, wie eine Studie von Capgemini von 2022 aufgedeckt hat. Zum Vergleich: Das ist mehr als zum Beispiel Spanien, Italien, Frankreich und Portugal zusammen zu verantworten haben. Vor diesem Hintergrund ist es durchaus bemerkenswert, dass die IT ihre Möglichkeiten hier offenbar nicht ausschöpft.
90 Prozent der Firmen führen ESG-Initiativen durch. Dieser beeindruckenden Zahl steht jedoch gegenüber, dass weniger als die Hälfte der Befragten der Meinung ist, ihr Unternehmen sei aktuell umfassend darauf vorbereitet, gesetzliche ESG-Vorgaben zu erfüllen.
Führen die Unternehmen also die falschen ESG-Initiativen durch? Oder fehlen klare Zielvorgaben und eine effektive Nachverfolgung?
Die vorliegende Untersuchung zeigt, dass sehr viele verschiedene Abteilungen in ESG-Initiativen involviert sind – in zwei Drittel der Organisationen drei und mehr Teams. Allein die Anzahl der beteiligten Parteien erfordert einen kontinuierlichen Austausch und eine enge Zusammenarbeit im Unternehmen. Die festgestellte Unsicherheit könnte also auf einen Mangel an Kommunikation zurückzuführen sein.
In der Hälfte der befragten Firmen ist die CEO-Organisation für die ESG-Maßnahmen verantwortlich. Das könnte bedeuten, dass diese Aktivitäten derzeit eher als übergeordnete strategische Projekte behandelt werden und der Fokus weniger auf operativen Zielen liegt. Auch das würde erklären, warum Befragte ihr Unternehmen nicht komplett gerüstet sehen.
Blickt man auf die Nachverfolgung von Maßnahmen zur IT-Nachhaltigkeit, so offenbart sich, dass – wie so häufig im Geschäftsleben – Excel-Tabellen mit 62 Prozent Nennungen dafür am häufigsten eingesetzt werden. Es ist jedoch unbestritten, dass es für kollaboratives Arbeiten auf Basis einer gemeinsamen, zuverlässigen Datenquelle sinnvollere Tools gibt.
Als Spezialisten für die IT-Landschaft können Enterprise Architekten mit Hilfe eines modernen EA-Tools ein datenreiches Technologie-Verzeichnis zur Verfügung stellen und darin auch die ökologischen Auswirkungen des Applikationsportfolios erfassen. Eine solche zentrale Datenquelle, auf die alle im Unternehmen zugreifen, unterstützt die abteilungsübergreifende Zusammenarbeit. Gerade für die bereits dargestellte große Anzahl beteiligter Teams an ESG-Initiativen kann die verbesserte Kollaboration zum Game Changer werden. Darüber hinaus können Enterprise Architekten basierend auf Business Capability Maps mit ESG-Fokus bei der Planung und Steuerung von Maßnahmen helfen und eine Roadmap für entsprechende Transformationsvorhaben entwickeln.
Die Expertise von Enterprise Architekten kann also eine entscheidende Rolle spielen, um die Herausforderungen bei ESG-Initiativen zu bewältigen. Doch die Ergebnisse des LeanIX IT Sustainability & ESG Surveys zeigen, dass in 40 Prozent der befragten Organisationen diese Experten kaum oder gar nicht in ESG-Aktivitäten involviert werden. Ein Zustand, den 54 Prozent der Befragten bemängeln, denn sie bewerten die aktuelle Einbindung von Enterprise Architekten als zu gering.
Fast alle Unternehmen haben heute ESG-Programme implementiert. Gleichzeitig fühlen sich die meisten nicht ausreichend darauf vorbereitet, ESG-Vorschriften einzuhalten. Um Klarheit und Sicherheit in Bezug auf bestehende ESG-Ziele und die erreichten Fortschritte zu schaffen, sind verlässliche Informationen die notwendige Grundlage. Viele Unternehmen verzichten aber bislang auf eine wertvolle Ressource im eigenen Haus: Enterprise Architekten können entscheidend dazu beitragen, ESG-Transformationen zielführend voranzutreiben und die Applikationslandschaft in dieser Hinsicht zu modernisieren.
Anmerkung:
Für eine bessere Lesbarkeit sind die Ergebnisse in den vorliegenden Grafiken und im Studienreport mit Prozentwerten ohne Nachkommastellen dargestellt. Wenn die Addition dieser Werte nicht exakt 100% ergibt, so ist dies auf Rundungsdifferenzen zurückzuführen.
Kostenfreie Downloads: